Was ist ein glücklicher Mensch? Bin ich glücklich? Was brauche ich zu meinem Glück? Fragen, die sich mir stellen, wenn ich die Jahreslosung für das Jahr 2014 lese. Sie drängen sich auf. Kann ich sie beantworten? Kann ich sie überhaupt für mich beantworten? Ich schaue mir den 73. Psalm einmal genauer an. Der Beter steckt in einer tiefen Lebens- und Glaubenskrise. Er stellt sich die Frage: "Was ist ein glücklicher Mensch?" Er stellt fest, dass er in einer verzweifelten Situation ist: "Ich wäre fast gestrauchelt", betet er. Er sieht dagegen Menschen, die nicht an Gott glauben, in einer äußerlich gutsituierten glücklichen Situation. "Sie trifft nicht die menschliche Mühsal, sie plagt nicht, was andere plagt", stellt er fest, "und immer im Glück, werden sie reich." Haben sie deswegen mehr vom Leben? Beim Gebet im Tempel kommt ihm die Erkenntnis: "Wie sind sie so plötzlich zunichte, ... sind dahin wie ein Traum beim Erwachen," Er stellt sich auch die Frage: "Bin ich glücklich?" Er vergleicht seine Situation, die nicht so selbstsicher, ja innerlich zerrissen ist,mit der anscheinend glücklicheren Situation der Nichtglaubenden und bestärkt sich: | Dennoch bleibe ich stets bei dir, du hältst mich bei meiner Rechten. Du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich hernach (am Ende) zur Herrlichkeit an. ... Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, ist Gott doch allzeit mein Fels und mein Teil." Er klagt nicht mehr an, beschwert sich nicht mehr, hadert nicht mehr mit seinem Schicksal und ist mit sich und der Umwelt wieder im Reinen. Auf die Frage: "Was brauche ich zu meinem Glück?", stellt er fest: "Dir, Gott, nahe zu sein, das ist mein Glück." Das Glück bekommt so eine ganz andere Dimension. Es bekommt einen neuen Horizont, der seine Sicht auf seine Zukunft erweitert. So kann er glücklich sein, ohne sich den Zufällen des Lebens ausgeliefert zu fühlen. Er sieht Gott als ein Gegenüber an, der ihm gleichzeitig gleich und zugleich anders ist. Er kann ihm nahe sein und im Gleichklang leben, ohne im Gleichschritt mit marschieren zu müssen. Er fühlt sich von Gott getrennt und doch mit ihm verbunden. Er darf in Gottes Sphäre leben, und hat doch die Freiheit, sein Leben auszuprobieren. Diese innere Geborgenheit ist das Glück, dem er sein Leben mit all seinen Unwägbarkeiten anvertraut. Hans-Joachim Köhler | Ophirs Glück (Die Philosophie eines Hundes) Bin ich glücklich? Ich tolle auf der Wiese herum und freue mich, dass ich in der Nähe meines Rudels bin. Zwar bin ich an der Leine angebunden und kann nicht überall herumtoben; aber mein Herrchen, mein Frauchen und ihre Kinder habe ich ja auch an der Leine. Sie können nun auch nicht tun, was sie gerne möchten: ich muss mal raus, und sie müssen das dann auch! Sie müssen auch für mich da sein, wenn ich ihre Streicheleinheiten brauche! Wenn sie dann mit mir in den Urlaub auf die Hallig Hoog fahren, auf die Wiese gehen und wir dann noch einem Tier begegnen, dass mir ähnlich sieht, ist das meines Rudels größtes Glück. Wir können mit ihm spielen und herumtoben, sind ihm nahe und haben doch einen respektvollen Abstand. Wir sind auf einer meerumtosten Insel und trotzdem auf ihrem Land geborgen. Wir sind auf einem kleinen überschaubaren Land und bekommen doch einen neuen, einen weiten Überblick über unser Leben. Wenn ich so glücklich bin, ist das mein Rudel auch. Wenn es meinem Rudel gut geht, bin ich auch glücklich. Wenn dies ab und an passiert, ist dies unser gemeinsames größtes Glück. Wir ahnen dann etwas von dem Glück, von dem in der Jahreslosung für 2014, im Psalm 73,28 die Rede ist. Hans-Joachim Köhler, Januar 2014 |