Liebe Gemeinde! Pfingsten ist der Geburtstag der Kirche. Zum ersten Geburtstag der Kirche hat der Geist Gottes ganz besonders gewirkt, so erzählt es uns Lukas in seiner Apostelgeschichte. Das Pfingstfest stellt uns in diesem Jahr vor besondere Herausforderungen. Was sollen wir predigen angesichts der politischen Lage und des Krieges in der Ukraine? Dieser Krieg, der uns vor Augen hält, wie schnell sich unser Leben verändern kann? Und das auch noch nach diesen zwei Jahren mit der Pandemie, die uns schon so zermürbt haben? Wie können wir uns in dieser Zeit ein fröhliches und gesegnetes Pfingstfest wünschen? Können wir uns da noch begeistern? Können wir da noch unsere Kirchen, Bäume und Brunnen mit fröhlichen Liedern, bunten Bändern und begeisternden Predigten schmücken? Ich denke, dass wir gerade in diesem Jahr und in dieser komplizierten politischen Zeit Gottes Geist und seine "Begeisterung" brauchen. Wir brauchen eine Hoffnung. Wir brauchen SEINE HOFFNUNG, dass es in dieser komplizierten politischen Lage eine Möglichkeit zum Frieden aufzeigt. Wenn wir unsere Tauben, Bänder und Seifenblasen in den Wind hängen, da geben wir auch unsere Gebete und Wünsche, unsere Hoffnungen und Sehnsüchte in Gottes Hände. Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes, ist nach Weihnachten und Ostern das dritte Hauptfest des Kirchenjahres. An Pfingsten wiederholen sich vielfach die Bräuche, die sonst am 1. Mai üblich sind. Das christliche Fest hat sie übernommen. Rund um Pfingsten haben sich unzählige volkstümliche Aktivitäten entwickelt. Sie sollten vor Sommerbeginn den Abschluss der traditionellen Frühlingsfeste bilden. So wurden früher zu Pfingsten die gemeindlichen Brunnen und Tröge gereinigt und ebenso wie die Häuser und Kirchen geschmückt. Pfingstmaien nennt man die grünen Sträuße, Gestecke und Kränze aus grünen Zweigen, die an Kirchtüren und Haustüren, an Stall- und an Scheunentore gesteckt werden. Mancherorts ist es üblich, die mit Pfingstmaien geschmückten Ochsen — die so genannten Pfingstochsen — am Sonntag durchs Dorf zu treiben. Auch der „aufgeputzte Pfingstochse" hat in alten Bräuchen seine Wurzel. Einst trieb man die Pferde und das Vieh zum ersten Mal auf die Pfingst- oder Sommerweide. Eine besondere Rolle kommt Pfingsten dem lebensspendenden Wasser zu. Mit ihm wird zum Beispiel der Pfingstbaum übergossen, der manchmal sogar durch einen mit Laub verkleideten Burschen dargestellt wird. Vor allem alte Pfingstbräuche sind nichts für Stubenhocker. Traditionelle Pfingstritte, Waldumgehungen oder Grenzgänge haben inzwischen in vielen Regionen sogar wieder neue Anhänger gefunden. Der Tanz spielt natürlich auch zum Pfingstfest eine große Rolle. Auch wer ernste Freiersabsichten hatte, war einst zu Pfingsten besonders gefordert! Er hatte seiner Liebsten einen geschmückten Liebesmaien vor die Tür zu stellen. So wie die Fruchtbarkeit und das Gedeihen in der Frühlingszeit durch einen Zweig, Kranz oder Baum versinnbildlicht wurden, so stellte man sie oft in einer bestimmten Person dar. Um die Pfingstfeiertage wurde diese mit laubumhüllte Person in einem Aufzug aus dem Wald ins Dorf geholt. Für diese Person gab es in Thüringen die unterschiedlichsten Bezeichnungen wie Laubmann, Graskönig, Laubkönig, grüner Mann, Tanzkönig, Maikönig oder Maiprinz. Beim Einsammeln der Gaben für den Laubmann wurden Verse aufgesagt. Während mancher schöne alter Brauch bis heute erhalten blieb, sind doch auch viele leider in Vergessenheit geraten und kaum noch vollziehbar. Erfreulicherweise gibt es wieder verstärkte Bestrebungen von Heimatfreunden, dieses alte Brauchtum neu aufzugreifen und zu gestalten und somit die Freude am gemeinsamen Feiern zu fördern und zu pflegen. Verfasser unbekannt |