Ohrdruf ist der Ausgangspunkt unserer Pilgertour. Hier an der Stelle der St. Michaeliskirche hat schon um 725 n. Chr. nach gesicherten Quellen der Heilige Bonifatius sein erstes Kloster in Thüringen gebaut. Sein Nachfolger Lul baute 777 n. Chr. auf der anderen Seite der Ohra eine Kirche, die dem Heiligen Petrus gewidmet war. Er tat dies in der Nähe der Stätte, in der er als Mönch seine Studien betrieb. Im Brief 103 der Sammlung der Bonifatiusbriefe schreibt er: "Seitdem ich, um zu lesen und zu forschen...nach Thüringen gekommen bin...". Da wir kein anderes Kloster des Hl. Bonifatius in Thüringen kennen, kann dies nur in Ohrdruf gewesen sein.
Nähere Informationen finden Sie auf der WebSite www.bonifatius-in-thueringen.de
Vom Jahre 1695 bis 1700 n. Chr. war in Ohrdruf auch Johann Sebastian Bach bei seinem Bruder Johann Christian Bach, der als Organist an der St. Michaeliskirche wirkte. Hier sang der Schüler Johann Sebastian Bach in der Kurrende. Im Schlossarchiv ist noch das Schulmatrikel aufbewahrt, dass Johann Sebastian als Schüler im "Lyceum illustre ordruviense" ausweist. Die 173jährige Geschichte der "Ohrdrufer Bache" wird im Museum des Schlosses Ehrenstein dargestellt.
Wir pilgern über den ehemaligen Truppenübungsplatz und kommen bei Kilometer 4 mit dem Eintritt in den Wald an den Resten alter Hohlwege vorbei, die ca 3-10 m südlich des Weges liegen und den Weg ca 100 m begleiten. Sie sind eine Besonderheit, da es im flachen Land nur wenige solcher Altwege noch zu finden sind! An diesem Weg finden wir dann später weitere Hohlwege, die die alte Straßenführung bezeugen.
Bei Kilometer 8-9 pilgern wir durch einen der tiefsten Hohlwege des Thüringerwaldes, die künstlich durch den Verkehr geschaffen wurden. Die Steigerhohle ist ca. 8 Meter tief und wurde wahrscheinlich durch den weiter oben liegenden Steinbruch und durch die Befahrung als Fernverkehrsweg so tief ausgefahren.
Wir pilgern über den Herrenweg bis zur Wegscheide und überqueren kurz davor die B247, um den Herrenweg weiter nach Oberhof entlang zugehen. Rechts und Links finden wir immer wieder alte Hohlwegreste, besonders deutlich in der Nähe des Panorama-Hotels.
Oberhof ist besonders durch seinen Wintersport bekannt. Es hat aber auch eine interessante Kirche, die 1957 eingeweiht wurde, die Christuskirche. Um sie rankt sich die nachweisbare Anekdote, dass Otto Grotewohl den Bau befürwortete, Walter Ulbricht aber strikt dagegen war. Er wollte Oberhof zu seinem bevorzugten Wintersportort machen, und da passte wohl eine Kirche auf dem höchsten Punkt des Ortes, die von allen Seiten zu sehen war, nicht in sein Konzept. Die Kirche wurde trotzdem mit Hilfe von Landesbischof Mitzenheim gebaut und steht bis heute als Zeichen des Glaubens mitten in den Neubauten. Im Inneren der Kirche ist eine kleine Ausstellung über die Geschichte der Kirche zu sehen. Sie können die Kirche zu den Gottesdienstzeiten und Konzerten auch von Innen besichtigen.
Von Oberhof über den Harzwald kommen wir auf den Stein 16, der am Rennsteig liegt. Von da aus die Zellaer Leube entlang bis zum Veilchenbrunnen.
Beim Abstieg zur Gaststätte Veilchenbrunnen finden wir wieder einige Reste von Hohlwegbündeln, die sich bis zum Waldfriedhof in Zella-Mehlis hinziehen.
Zella-Mehlis wurde 1919 aus den zwei Orten Zella St. Blasii und Mehlis zu einer Stadt zusammengeschlossen. Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es hier viele Kleinhandwerker und einige große Fabriken. Hier wurden z.B. die Mercedes-Schreibmaschinen, die Walther-Pistolen hergestellt, später Kugellager in der Thüringer Kugellagerfabrik.
Die St.-Blasii-Kirche in Zella-Mehlis ist im Regentschaftsstil nach Plänen des gothaischen Lanbaumeisters Johann David Weidner ( 1721-1784) von 1768 bis 1774 gebaut worden, nachdem die Vorgängerkirche am 24. Mai 1762 bei einem Stadbrand mit zerstört wurde. Zella St. Blasii, der nordöstliche Stadtteil von Zella-Mehlis feiert 2011 sein 900jähriges Bestehen. 1111 n. Chr. gründete das Kloster Reinhardsbrunnn nach einer Stiftung des Gebhardt von Nordeck eine Propstei mit einer Zelle, die dann 1112 durch Bischof Erlong von Würzburg geweiht wurde.
Die Magdalenenkirche im Ortsteil Mehlis war einst dem Hl. Ganggolf und wohl später der Hl. Magdalena geweiht. Der Turm stammt noch von der alten Kirche aus dem 15. Jahrhundert. In ihm ist eine alte Wandmalerei aus dem späten 15. - frühen 16. Jahrhundert erhalten. Der Neubau der Kirche aus dem 18. Jahrhundert, dessen Anbau sich dem Straßenverlauf anpasste und nun nicht mehr in der Ost-Westrichtung steht, gibt der barocken Kirche ein eigenes Gepräge. Im Inneren gehören zur Ausstattung Altäre und Gemälde aus der Mitte des 20. Jahrhunderts.